Im Erdgeschoß und im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität Graz wurden zwei WC-Anlagen über den Sommer komplett neu saniert. Seit Mitte Oktober stehen sie MitarbeiterInnen, Studierenden und BesucherInnen der Universität offen – mit einer Besonderheit: „All genders welcome“ ist an den aparten, milchig weißen Glasschiebetüren zu lesen. Damit gibt es erstmals an der Uni Graz öffentlich zugängliche Toiletten ohne getrennte Bereiche für Männer und Frauen.
„Alle Geschlechter willkommen“ – eine Einladung, auf die manche schon lange gewartet haben, während andere beim ersten Mal vielleicht etwas zögerlich eintreten, obwohl die moderne Anlage, deren Türen sich berührungslos öffnen lassen, von außen schon äußerst ermutigend wirkt.
Eine große Erleichterung sind die All-gender-welcome-Toiletten in jedem Fall für Menschen, die sich dem weiblichen bzw. männlichen Geschlecht nicht oder nicht eindeutig zuordnen. Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, ist insbesondere am WC eine belastende oder zumindest unangenehme Erfahrung.
Das wissen auch betreuungsbedürftige Menschen, die beim Toilettengang Hilfe brauchen und dabei von einer Person des anderen Geschlechts unterstützt werden, ebenso wie Mamas, die mit einem Sohn oder Papas, die mit einer Tochter das WC benützen müssen. „Der Toilettengang ist ein allen Menschen gemeinsames Bedürfnis, und keine Person soll dabei Angst vor schrägen Blicken haben oder gar davor, verbal oder körperlich angegriffen zu werden“, sagt Barbara Hey, Leiterin der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung. Mit ihrem Team hat sie neben anderen Maßnahmen zur Förderung von Diversität, sprich Vielfalt, auch die Installation der All-gender-welcome-Toiletten angeregt.
„An der Universität, wo mit Studierenden, MitarbeiterInnen und BesucherInnen von Veranstaltungen viele Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen vor Ort sind, ist es uns besonders wichtig, dieser Diversität wertschätzend zu begegnen. Wir haben die notwendige Sanierung der Toilettenanlagen genutzt, um großzügigere neutrale Bereiche zu schaffen“, unterstreicht Peter Riedler, Vizerektor für Finanzen, Personal und Standortentwicklung. Mit ihrer Einrichtung hat die Uni Graz umgesetzt, was international an vielen Universitäten bereits Standard ist. Abgesehen davon gibt es an manchen Orten bereits seit jeher „eine für alle“, wie zumindest jene wissen, die schon einmal in der Bahn oder im Flugzeug „mussten“.
Trotzdem fühlen sich manche Menschen nach wie vor wohler, wenn sie am „stillen Örtchen“ nur Angehörigen des eigenen Geschlechts begegnen. Daher wird es an der Universität Graz auch weiterhin Damen- und Herrentoiletten geben. Damit alle das für sie passende WC aufzusuchen können, sind sämtliche Anlagen dementsprechend klar gekennzeichnet.