Der Klimawandel kommt – und er ist hausgemacht: Seit Beginn der Beobchtungen hat sich Österreich doppelt so schnell erwärmt wie der globale Durchschnitt. Vor allem die Steiermark reagiert besonders empfindlich hinsichtlich einer Temperaturerhöhung. Ist das globale 2-Grad-Ziel – also eine Erwärmung um plus 2 Grad Celsius im Vergleich zu einem vorindustriellen Niveau – überhaupt noch schaffbar? Wie können Verantwortliche der Politik derartige Ziele, die ein koordiniertes gemeinschaftliches Vorgehen von global playern voraussetzen, schlüssig transportieren – und damit auch noch Wahlerfolge erzielen?
Mit diesen Fragen setzte sich das mittlerweile dritte steirische Kilmaforum auseinander. Als Experten fungierten Univ.-Prof. Dr. Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz, und Univ.-Prof. Dr. Peter Filzmaier vom Zentrum für Entrepreneurship und angewandte Betriebswirtschaftslehre der Uni Graz. Kirchengast zeigte eindrucksvoll, dass nach aktuellem naturwissenschaftlichen Wissensstand noch eine Chance besteht, das 2-Grad-Ziel zu erreichen, jedoch sei dieses Fenster nur mehr einen Spalt breit offen. Es brauche dafür weltweit massiv gesteigerte Klimaschutzmaßnahmen und damit einhergehende Treibhausgasminderungen, so Kirchengast, der unterstrich: „Der menschlich verursachte Klimawandel ist keine Glaubensfrage, sondern ein Faktum.“
Bei der Öffentlichkeit sei die Dringlichkeit des Themas inzwischen angekommen, waren sich die Experten einig. Immerhin lag der Klimawandel vergangenes Jahr in der öffentlichen Meinung auf Rang drei jener Probleme, die weltweit als am größten angesehen wurden – noch vor dem Stichwort „Terrorismus“. Warum haben es Umweltthemen in der Politik dennoch so schwer? Es spießt sich in der Kommunikation, erklärte Peter Filzmaier: "Einerseits ist sich die österreichische Politik selten so einig wie beim Klimawandel – kaum jemand streitet ihn ab. Andererseits gilt die Regel ‚Viel Feind, viel Ehr‘ auch im politischen Diskurs: Ohne Gegner erhält ein Thema nicht die gewünschte Aufmerksamkeit.“
Zusätzlich, so bestätigte Filzmaier, schätzen sich viele Menschen als sowieso „eher umweltbewusst“ ein und leben im Glauben, ohnehin genug für den Klimaschutz zu tun. Selbst alarmierende Bilder – wie eine sich aufblähende Atmosphäre – sind oft nicht mehr dramatisch genug, um die Bevölkerung aufzurütteln. Andererseits würden allzu dramatische Botschaften oft auch unerwünschte Reaktionen hervorrufen, schilderte Filzmaier: Angst führe zu Verweigerung, weshalb die Kommunikation über Klimawandel besonders sorgfältig durchdacht werden müsse.
Das Fazit des Diskussionsforums: Das Thema „Klimawandel“ als Chance – auch kommunikativ – zu erkennen, könnte PolitikerInnen Zuspruch bei den gut 40 Prozent jener Menschen bringen, denen das Thema als „eher wichtig“ erscheint – eine nicht gerade vernachlässigbare Wählergruppe. "Damit wäre nicht nur einer politischen Partei geholfen, sondern der gesamten Gesellschaft", unterstrichen die Experten.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Klimaschutzkoordinatorin des Landes Steiermark in Kooperation mit dem Climate Change Centre Austria (CCCA).