Als am 30. März 1962 der Theologe Johannes Baptist Bauer an der Karl-Franzens-Universität Graz zum Universitätsdozenten für das Fach Patrologie habilitiert wurde, kam das einer Sensation in der Geschichte der Römisch-Katholischen Theologie gleich. Denn Bauer war der erste Nicht-Kleriker im deutschsprachigen Raum, der an einer katholisch-theologischen Fakultät die Lehrbefugnis erhielt. Damit wurde die Uni Graz zur Vorreiterin einer Entwicklung, die in der Folge auch auf andere Länder übergriff. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der ersten sogenannten Laienhabilitation berichtet ihr Initiator, Prälat Em.Univ.-Prof. Dr. Karl Amon, heute 87 Jahre alt, am 26. Juni 2012 an der Uni Graz über das besondere Ereignis.
Für die Habilitation in der Katholischen Theologie – egal ob Priester oder Laie – ist bis heute nur die Zustimmung, das sogenannte Plazet, des zuständigen Bischofs nötig. Bei Johannes Baptist Bauer, der sich mit Forschungen zum koptischen Thomasevangelium habilitierte, erteilte dieses Plazet der gleichermaßen laienfreundliche wie eigenständige Bischof Josef Schoiswohl. Bauers „Habilvater“ war Karl Amon, Professor für Kirchengeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz.
Dass diese erste Laienhabilitation in der Folge Nachahmer fand, ist auch im Zusammenhang mit dem II. Vatikanischen Konzil (1962–1965) zu sehen. Einberufen von Papst Johannes XXIII. sollte es eine pastorale und ökumenische Erneuerung in der Kirche einleiten.
An der Universität Graz wurde nach Johannes Baptist Bauer im Jahr 1966 Norbert Brox und 1977 Maximilian Liebmann habilitiert. Liebmann, seit 2002 emeritierter Universitätsprofessor für Kirchengeschichte, war von 1991 bis1999 auch Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät. Zahlreiche weitere Laienhabilitationen folgten.
50 Jahre Laienhabilitation
Zeitzeugenbericht von Em.Univ.-Prof. Dr. Karl Amon
Zeit: Dienstag, 26. Juni 2012, 15 Uhr
Ort: Dekanat der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, Universitätsplatz 3/EG