Komplex scheint sein wissenschaftlicher Weg. Vielseitig interessiert ist er jedenfalls. „Ich bin beinahe schon krankhaft neugierig“, schmunzelt Bernat Corominas-Murtra. Er hat Physik studiert, Mathematik und außerdem noch Sprachwissenschaft. Seit kurzem ist er Assistenz-Professor am Institut für Biologie. Biologie? Denn er beschäftigt sich mit dem großen Plan von Leben. Schon vom Ursprung weg. „Wie kann aus einer Zelle ein gesamter Organismus entstehen. Das ist erstaunlich“, schildert Corominas-Murtra fasziniert. Damit aber nicht genug.
„Denn wenn das komplexe System gebildet ist, überlebt es noch jahrelang.“ Wie und warum die Natur so arbeitet, sind zentrale Fragen, denen sich der Komplexitätsforscher seit dem Vorjahr an der Universität Graz widmet. Und warum gerade hier? Die stark interdisziplinäre Ausrichtung einer Allgemein-Universität hat den gebürtigen Katalanen vom renommierten Forschungsinstitut IST Austria in Klosterneuburg in den Süden Österreichs geführt: „Der Profilbildende Bereich COLIBRI bildete für mich eine interessante Option, die mir zugleich für meine Arbeit individuellen Spielraum offenlässt.“ Diesen will er mit seiner Forschungsgruppe nutzen, um zu klären, welche Prinzipien biologische Komplexität überhaupt möglich machen. „Denn wenn sich aus einer einzelnen Zelle ein Embryo entwickelt, scheint das gegen jede physikalische Regel zu verstoßen“, so der Forscher. Er ist überzeugt: „Es muss irgendwo eine Art mathematischer Pfad verankert sein.“
Corominas-Murtra arbeitet hauptsächlich mathematisch auf Basis der Computermodellierung. Gar nicht theoretisch ist das weiterführende Ziel seiner Forschung: „Wenn wir die dynamischen Mechanismen im Gewebe besser verstehen, haben wir mehr Möglichkeiten, Krankheiten wie Krebs zu bekämpfen.“