"Corona-Müdigkeit" hat als Schlagwort längst die "Corona-Solidarität" des Vorjahres abgelöst. Weniger Kontakt zu Familie und Freunden, weniger oder gar keine Arbeit, Einschränkungen im bisher gewohnten Leben, dazu Zukunftsängste, Belastungen und Unsicherheit - all das erschöpft nicht nur, sondern wirkt auch frustrierend. Kann eine Impfung gegen das Virus uns den "Corona-Frust" nehmen? Soziologin Karin Scaria-Braunstein, Co-Autorin der Studie "Wenn das Leben zuhause bleibt", meint dazu:
"Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Hinter dem Schlagwort 'Corona-Frust' kann sich Unterschiedliches verbergen. Umgangssprachlich kann damit Ärger und Enttäuschung gemeint sein, aber auch Niedergeschlagenheit und Resignation. Diese Emotionen beziehen sich nicht auf das Virus selbst, sondern auf unterschiedliche Akteure und Akteurinnen, Institutionen und Organisationen; auf Politiker und Politikerinnen, Medien, aber auch auf das nahe soziale Umfeld. Niedergeschlagenheit und Resignation resultieren unter anderem aus Ohnmachtsgefühlen und/oder Erschöpfungszuständen.
Frust hat häufig mit der wiederholten Enttäuschung von Erwartungen zu tun. An die Impfung sind sehr große Hoffnungen geknüpft. Sie scheint derzeit das einzig wirksame Mittel zu sein, um unser „normales Leben“ schrittweise zurückzubekommen. Sollten die Erwartungen an die Impfung in den nächsten Monaten nicht erfüllt werden, könnten sich Ärger, aber auch Niedergeschlagenheit und Resignation noch verstärken."