Mehr als ein Jahr begleiten uns die Corona-Regeln nun schon. Wichtiges Element: der Mindestabstand, der eine Ansteckung mit dem Sars-Cov-2-Virus erschweren soll. Was macht die körperliche Distanz mit uns? Und wie werden wir nach der Pandemie einander wieder begegnen können? Die Stadtgeographin Anke Strüver meint dazu:
"Nach mehr als einem Jahr voller Lockdowns und vorübergehenden Öffnungen scheint sich die Distanz als neue Qualität zu etablieren. Wir drehen uns weg, statt uns auf dem Gehweg zu begrüßen, wir kommunizieren digital statt vor Ort. Räumliche Enge und Dichte sowie soziale Interaktion und Begegnung galten lange Zeit als zentrale Qualitäten urbanen Lebens. Dem hat die Pandemie ein abruptes Ende gesetzt. Solange wir noch mitten drin sind und die Mehrheit der Bevölkerung ungeimpft ist, begegnen wir uns sehr vorsichtig. Wir bleiben vermehrt zuhause. Wer nicht alleine lebt, erfährt so eine extreme Verdichtung der Körper zuhause. Im öffentlichen Raum hingegen lässt sich eine Art 'Verbreiterung' feststellen: Entlang der Mur gibt es zum Beispiel ganz neue Trampelpfade, die dadurch entstehen, dass wir einander ausweichen. Nach der Pandemie werden wir neu lernen müssen, aufeinander zuzugehen – sozial wie räumlich."