Alexis Sorbas und Die letzte Versuchung zählen zu den bekanntesten Romanen von Nikos Kazantzakis (1883-1957). Durch ihre Verfilmung erlangten sie Weltruhm. Sein bewegender Roman Griechische Passion diente wiederum als Grundlage für eine Oper des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů, die derzeit in Graz aufgeführt wird. Univ.-Prof. Dr. Basilius Groen, Theologe an der Karl-Franzens-Universität Graz, widmete sein jüngstes Buch den religiösen Aspekten in Kazantzakis' Werken. Am Donnerstag, den 10. März 2016 wird die Publikation in der Buchhandlung Moser in Kooperation mit der Oper Graz präsentiert.
Nikos Kazantzakis gilt als einer der bedeutendsten griechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er wurde in der liturgischen und spirituellen Tradition der griechisch-orthodoxen Kirche erzogen, distanzierte sich aber später von dieser und fand zahlreiche andere spirituelle Wege. „Dennoch versuchte er das, was ihm von der christlichen Tradition für seine eigenen philosophisch-religiösen Auffassungen nützlich zu sein schien, zu bewahren“, weiß Basilius Groen. Der gebürtige Niederländer verbrachte einige Jahre in Griechenland und ist ein profunder Kenner von Kazantzakis' Schaffen. 1997 übersetzte er dessen Schlüsselwerk Asketik: Die Retter Gottes ins Niederländische. In seinem aktuellen Buch zeigt Groen die religiösen und philosophischen Wurzeln der Asketik auf. Dazu zählen christlich-orthodoxe und buddhistische Einflüsse ebenso wie kommunistische Ideen.
„Für Kazantzakis gibt es im Leben zwei gegensätzliche Strömungen: eine, die nach oben und eine, die nach unten führt“, so Groen. Aufgabe des Menschen sei es, nach oben zu gehen, was Schwierigkeiten und Opfer bedeute. „Wir müssen über uns selbst hinauswachsen, uns immer neue Ziele setzen, im ständigen Ringen um Freiheit“, erläutert der Theologe die Vorstellung des griechischen Autors. „Kazantzakis versteht Gott als die Stimme, die uns auffordert, uns auf dem Weg nach oben zu kämpfen, ob wir es wollen oder nicht.“ Die Asketik – die Lehre von der Askese – zeigt auf, wie es mit Ausdauer und Verzicht möglich ist, dieser Stimme zu folgen.
Obwohl er feste Moralvorstellungen hatte, lehnte Kazantzakis alles Dogmatische ab. „Er überschritt traditionelle Grenzen, geriet in Konflikt mit der orthodoxen Kirche, begeisterte sich für den Kommunismus, den er später auch kritisierte, und näherte sich dem Buddhismus an. Letztendlich aber blieb er überall ein Outsider, ein moderner Odysseus, immer auf der Suche“, beschreibt Groen die vielschichtige Persönlichkeit des großen griechischen Schriftstellers.
Buchpräsentation
Basilius J. Groen: Aufstieg, Kampf und Freiheit. Nikos Kazantzakis und seine Asketik
Zeit: Donnerstag, 10. März 2016, 19.30 Uhr
Ort: Buchhandlung Moser, Am Eisernen Tor 1, 8010 Graz
Der Autor führt in Leben und Werk von Nikos Kazantzakis ein und stellt den Roman Griechische Passion vor. Die Dramaturgin Marlene Hahn gibt Einblicke in die aktuelle Produktion an der Oper Graz.
Basilius Groen ist seit 2002 Professor für Liturgiewissenschaft an der Uni Graz und seit 2007 Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für interkulturellen und interreligiösen Dialog für Südosteuropa.