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Beyond the rainbow

Monday, 13 June 2022, Forschen, Universität

Barbara Grabher blickt hinter die Regenbogenflagge

Sie leuchtet von T-Shirts. Sie weht von der Straßenbahn. Und sie blinkt auf Webseiten – auch an der Universität Graz. Die Regenbogenflagge ist unübersehbar. Weil es ist Pride-Monat Juni, der im Zeichen der LGBTQ+-Gleichberechtigung steht. Doch was steckt dahinter, wenn sich viele den Regenbogen buchstäblich auf ihre Fahnen heften? Barbara Grabher, Wissenschafterin an der Uni Graz, hinterfragt die zunehmende Kommerzialisierung und Instrumentalisierung eines Symbols.

Pink Washing
In den späten 1970er-Jahren kreierte der US-amerikanische Künstler Gilbert Baker den Regenbogen als Zeichen für Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle. Bunte Streifen sollten für die Vielfalt der Gesellschaft stehen – für Offenheit, gegen Ausgrenzung. Mittlerweile ist die Flagge als Bild einer Gruppe massentauglich. Gut so, oder? Barbara Grabher beurteilt die Entwicklung skeptischer: „Organisationen und Unternehmen verwenden den Regenbogen, um Solidarität zu zeigen, aber auch um davon zu profitieren.“ Zusammengefasst stellt sich die Frage: Wollen sie Benachteiligte unterstützen oder wollen sie von den Benachteiligten unterstützt werden? Und findet letztendlich nur sogenanntes „Pink Washing“ statt, um sich ein weltoffenes Image zu geben und gute Geschäfte zu machen?

Somewhere over the rainbow
In Anspielung an den berühmten Judy Garland-Song „Somewhere over the rainbow“ müssen wir, so Grabher, über den Bogen hinaus schauen. Also hinterfragen, wie die jeweilige Institution jene Werte lebt, die das Symbol ausdrücken will: Gleichberechtigung umsetzen, Menschenrechte schützen, Diskriminierung vermeiden und vieles mehr. Selbstkritisch sei hier angemerkt, gilt das natürlich auch für die Uni Graz, wo im Juni zwei Regenbogenflaggen vor dem Hauptgebäude hängen.

Komplexität von Identitäten
Barbara Grabher hat sich intensiv mit der dekorativen Darstellung am Beispiel eines LGBTQ+-Festivals in Hull beschäftigt. In der britischen Stadt fand 2017 eine große Parade mit 50.000 Teilnehmenden statt, bei der sich Akteurinnen und Akteure für andere Ausdrucksformen als die Fahne stark machten. Etwa als Figuren der LGBTQ+-Bewegung, die zwar mit viel Glamour, aber aus recycelten Materialien dargestellt wurden. Damit kommen vielschichtige Ebenen genauso wie der kreative Prozess zum Tragen. Raus aus der Schublade, lautet die Devise. Die Wissenschafterin am Institut für Geographie und Raumforschung regt zum Nachdenken an: „Bei der Komplexität von Identitäten und Menschsein kann nicht immer eine schnelle Sichtbarkeit im Vordergrund stehen.“

Barbara Grabher hat zum Thema wissenschaftlich publiziert:

Zur Person

Barbara Grabher ist als Universitätsassistentin in der Arbeitsgruppe Urban Heap am Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz tätig.

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