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Flächenfraß

Wednesday, 07 July 2021, Universität, Forschen

Eine Bau-Diät empfiehlt Wolfgang Fischer, Experte für nachhaltiges Flächenmanagement

Land der Äcker, zukunftsreich? Von wegen. Österreich wird täglich im Ausmaß mehrerer Fußballfelder zubetoniert. „Die Lage ist lokal ohne Zweifel dramatisch“, bestätigt Wolfgang Fischer vom Institut für Geografie und Raumforschung der Universität Graz. Dabei würden die bestehenden Gesetze durchaus genügen, um den Flächenfraß einzudämmen. Wäre da nur nicht der Faktor Mensch mit seinen unzähligen, individuellen Interessen. Und dennoch ist der Forscher zufrieden. Nicht weil Österreich wegen seines enormen Bodenverbrauchs seit Jahren im EU-Spitzenfeld zu finden ist. Vielmehr über die öffentliche Aufmerksamkeit, die das Thema derzeit genießt. Denn ohne verstärkte Bewusstseinsbildung wird man der extremen Zersiedelung nicht Herr werden.

„Die Qualität der natürlichen Lebensgrundlagen ist durch sparsame und sorgsame Verwendung der natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft zu erhalten und, soweit erforderlich, nachhaltig zu verbessern. So steht es im Raumordnungsgesetz der Steiermark. Also am Gesetz scheitert es nicht, es liegt am Menschen. Die persönliche Betroffenheit reicht meist nicht aus, um etwas zu ändern. Man schaut zwar gerne über den Zaun und in die Nachbargemeinde, kehrt aber nicht vor der eigenen Haustür. Daher muss das Bewusstsein dafür immer und überall geschärft werden. Denn wir können uns Haus mit Pool, Garage und vermutlich bald den Hubschrauberlandeplatz leisten. Nicht leisten dürfen wir uns die steigende Zersiedelung. Diese tritt vor allem in der Umgebung von Städten auf. Dabei könnte die Gemeinden immer planerisch eingreifen.
In Österreich werden 37 Prozent der insgesamt 84.000 Quadratmeter fürs Wohnen und Wirtschaften verwendet. Davon sind 15 Prozent ökologisch nicht mehr zu retten. Das scheint nicht viel. Doch die Lage spitzt sich, wenn man optimale Ackerflächen wie die idealen Braunerde-Böden im Süden von Graz zunehmend zubetoniert. Denn auf der grünen Wiese scheint alles risikoärmer und schneller umsetzbar.
Gesetzlich verankertem Flächenrecycling, als das vorrangige Nützen ehemaliger Standorte, wird mit ökonomischen und gemeindepolitischen Motiven begegnet. Doch es geht auch anders. Graz nutzt etwa verlassene Industriestandorte wie Wagner-Biro und Reininghaus nach. Ausschlagend sind dabei vielfach regional verankerte InvestorInnen, die über eine Identität mit dem Raum verfügen. Denn sie haben die buchstäblich notwendige Bodenhaftung.“

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