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Plötzlich verwandt

Thursday, 24 November 2022, Forschen, Universität

Biolog:innen schreiben „Familiengeschichte“ von Pilzen neu

Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Das gilt auch für eine spezielle Gruppe von Pilzen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Egal ob sie in heimischen Wäldern wachsen, im Darm von Insekten leben oder in Bäumen im Amazonasgebiet vorkommen. Sie galten bislang wegen ihres andersartigen Aussehens und ihrer ungleichen Lebensstrategien als nicht miteinander verwandt. Dabei haben sie gemeinsame Vorfahren wie ein internationales Team mit Wissenschafter:innen der Uni Graz herausgefunden hat. Es hat eine große Übereinstimmung der Erbinformation dieser Pilze entdeckt und schreibt nun deren „Familiengeschichte“ neu.

„Schräge“ Pilze
Nicht einmal auf den zweiten Blick haben sie viel gemein: Schleimige Erdzungen im Moos, winzige Lebewesen im Darm des Brotkäfers oder Teile von Flechten in der Wüste und auf Baumstämmen. Die neue Studie zeigt nun, dass das Erbgut dieser „schrägen“ Pilze viele Gemeinsamkeiten aufweist und dass sie denselben Ursprung haben, der etwa 300 Millionen Jahre zurückliegt. Seitdem entwickeln sie sich weiter, sind über den ganzen Globus verbreitet und haben unterschiedliche Eigenschaften sowie Formen gebildet.

Aus sechs mach eins
Philipp Resl vom Institut für Biologie der Universität Graz hat in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen der University of Alberta (Kanada) die enge biologische Verwandtschaft nachgewiesen. Dazu haben sie die Gesamtheit der DNA, also mehrere Genome von vielen Pilzen miteinander verglichen. Letztendlich wurde aus sechs nun eins. „Denn diese, lange als Sonderlinge angesehenen Pilze wurden einst in sechs verschiedene Klassen eingeteilt, die aufgrund unserer neuen Erkenntnisse jetzt in einer großen Klasse zusammengefasst werden können“, erläutert Resl. Eine Klasse ist eine hochrangige Gruppierung im Baum des Lebens, das würde bei Tieren beispielsweise Säugetieren oder Reptilien entsprechen.
„Es ist ein wenig wie mit den Schnabeltieren“, vergleicht Toby Spribille von der University of Alberta, der gemeinsam mit Resl das Forschungsprojekt leitet. Das exotische Wesen legt Eier und sieht wie eine Mischung aus Säugetier und Vogel aus. In Anlehnung daran bezeichnen die Wissenschafter:innen die neue Gruppe als „Schnabeltiere der Pilzwelt“.
Die Biolog:innen erwarten sich unter anderem Aufschlüsse darüber, wie Pilze Enzyme, die Pflanzenmaterial abbauen, vererben. Philipp Resl ist überzeugt: „An der Universität Graz forschen wir intensiv zur Genomik verschiedener Lebewesen, das wird zu weiteren spannenden Entdeckungen führen.“

Die Erkenntnisse wurden am 23. November 2022 in der Zeitschrift Current Biology veröffentlicht.

Studium

Wer noch intensiver in die Welt der Pilze eintauchen möchte, studiert an der Uni Graz Biologie.

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