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Tief Luft holen

Wednesday, 16 June 2021, presse, Universität, Forschen

Psychologin Claudia Traunmüller gibt Tipps zur Krisenbewältigung

Kaum schaut es nach einem Nachlassen der Pandemie aus, kommt schon die nächste Bedrohung: Die Delta-Variante macht sich breit und stellt weitere Öffnungsschritte in Frage. „Diese Unsicherheit verursacht Stress, ebenso wie schwer nachvollziehbare Maßnahmen und der Zickzack-Kurs der Regierung“, weiß Gesundheitspsychologin Claudia Traunmüller von der Universität Graz.
Wie kann man sich in einem solchen Sommer erholen? Funktioniert „Beine hoch“ auf Balkonien? „Ein Ortswechsel tut immer gut. Mit kleinem Gepäck verreisen, die Haustüre zusperren, Pflichten, Routinen, die Mühen des Alltags zurücklassen – all das ist wichtig zur Entspannung“, weiß die Forscherin. Dafür müsse es aber nicht fremdes Flair und Meeresrauschen sein, auch eine andere Landschaft in der Nähe liefert frische Inputs für den Geist und neue Energie.

Denken umpolen
Traunmüller hat mit Studien belegt, dass die ÖsterreicherInnen generell zu wenig auf sich selbst achten – was weder die Politik noch das Gesundheitssystem das resolut einfordern. Etwa ein Viertel ist körperlich nicht voll leistungsfähig und verfügt damit über keinerlei Stresspuffer. Statt in der Krise in Lethargie zu verfallen, solle man alle Möglichkeiten nutzen, die der Moment bietet. Man müsse sich ausreichend Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, wie man die Phase für sich nützen könnte, welche positiven Seiten sie mit sich bringt. „Das fehlt komplett, dazu gibt es keine Anregungen“, kritisiert die Psychologin.  
Wie man mit Belastungen umgeht und wie sehr diese an den Kräften zehren, ist auch persönlichkeitsabhängig. „Man kann aber trainieren, Krisen als Herausforderung anzusehen und ihnen zu sportlich begegnen: die Vorteile suchen, statt mit der Situation zu hadern“, empfiehlt die Expertin.

Fragliche Entspannung
Die schrittweise Rückkehr in die angebliche Normalität bringt bei weitem nicht für alle die große Erleichterung: „Es herrscht weiterhin große Unsicherheit über gerade geltende Regeln, und die Resozialisierung kann doch problematisch werden“, so Traunmüller. Manche SchülerInnen hat beispielsweise der ungewohnt volle Klassenraum nach Ende des Schichtbetriebs in Stress versetzt. Auch Erwachsene finden mitunter aus der Einsamkeit des Homeoffice schwer zurück ins geschäftige Treiben in Öffis oder am Arbeitsplatz. Empirische Daten, wie sich die Bevölkerung auf die neue Situation einstellt, fehlen derzeit noch. „Es wird aber spannend zu beobachten sein, wie sich die Lage entwickelt“, meint die Psychologin.

Ein ausführlicherer Bericht über die Forschungen von Claudia Traunmüller findet sich in der aktuellen Ausgabe der Unizeit.
 

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