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Zahlen zum Klingen bringen

Wednesday, 29 August 2018, Forschen, Mitarbeiten, Naturwissenschaften, Universität

Das Projekt Mathematics and Arts verfolgt unkonventionelle Ansätze, die Forschung und künstlerisches Output bereichern

Dass hinter einer Installation beim Grazer Publikumsevent „Klanglicht“ hochkarätige mathematische Forschung steckt, würde man auf ersten Blick nicht vermuten. Noch viel weniger, dass MusikerInnen dieselbe vorantreiben können. Gerade das passiert im Projekt „Mathematics and Arts“, in dem Karin Baur und Klemens Fellner vom Institut für Mathematik der Universität Graz mit Gerhard Eckel von der Kunstuni sowie der als PostDoc beschäftigten Künstlerin Tamara Friebel zusammenarbeiten. Die völlig unterschiedlichen Sichtweisen und kreativen Zugänge der Beteiligten inspirieren neue Lösungsansätze in der Wissenschaft sowie künstlerische Schöpfungen. Damit ist die unkonventionelle Zusammenarbeit, die bereits auf großes internationales Interesse gestoßen ist, ein Wegweiser für viele Forschungsbereiche, um zu innovativen Ergebnissen zu kommen.

„Wir beschäftigen uns mit höchst unterschiedlichen Dingen – von Algebra über partielle Differentialgleichungen, von Komposition bis hin zur Architektur. Wobei unsere mathematischen Spezialgebiete selbst so weit auseinanderliegen, dass ich von der Musik mehr verstehen als vom Fachbereich meiner Kollegin und umgekehrt“, berichtet Fellner. Zu viert wirklich auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten und die Fragen, die einen selbst beschäftigen, dem gesamten Team zu verdeutlichen, sei für alle unglaublich inspirierend und eröffne neue Zugänge. „Der Dialog und eine naive, kreative Sicht auf die Arbeit führt uns alle zu neuen Ideen und Lösungen“, so der Wissenschafter.
„Ich forsche beispielsweise an der so genannten Triangulierung von Flächen und an unendlich wachsenden Zahlenmustern, die helfen, bestimmte tiefgründige mathematische Probleme zu verstehen“, schildert Baur. Damit hat sich das gesamte Projektteam auseinandergesetzt – auf höchst befruchtende Weise. Fellner hat eine Lösungsmethode für die wissenschaftliche Frage beigesteuert, die Architektin und Komponistin Tamara Friebel ließ sich davon zu Form und Klang inspirieren. Das künstlerische Gesamtergebnis veröffentlichte das Team im Research Catalogue.

Gerhard Eckel arbeitet mit dem Mathematiker nun an einem Projekt in Schweden: Ausgehend von einem Algorithmus, der mit mathematischen Modellen zur Beschreibung von Schwarmverhalten verwandt ist, wollen die beiden den Dome of Visions in Stockholm zu einem interaktiven und kollektiv klingenden Instrument umfunktionieren. „Dabei ist uns wichtig, dass wir keine Designmaschinen oder Kompositionsalgorithmen entwickeln, sondern einen kreativen Prozess anregen, der Wissenschaft und Kunst weiterbringt“, betont Fellner.

Um die Ecke gedacht
Konkrete Anwendungen in weiteren Forschungsbereichen sind für das Team buchstäblich Zukunftsmusik. „Es gibt etwa Ansätze, Daten zu sonifizieren, statt als Zahlenreihen abzubilden, um sie besser verstehen und beurteilen zu können“, berichtet Fellner. Noch ist nicht erwiesen, ob wir Klänge besser analysieren können als optische Wahrnehmungen, der Zugang wäre jedenfalls eine neue Herausforderung für die Mathematik. „Generell lehrt uns die Erfahrung aus unserem Projekt, dass es extrem wichtig ist, herkömmliche Denkmuster zu durchbrechen und wirklich weit über den Tellerrand zu blicken, damit man vorankommt“, ist das Team überzeugt.
Zunächst kann man zumindest erfahren, wie Algebra klingt: Karin Baur und Tamara Friebel präsentieren ihr Projekt am 3. September im Rahmen des Symposiums „European Women in Mathematics“, zu dem an die hundert ForscherInnen aus aller Welt an die Universität Graz kommen.


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