Es hat sich auch im 23. Jahrhundert nichts geändert – wenn es nach dem Science-Fiction-Genre geht. Denn auch in Star Trek und Co. spielen politische Auseinandersetzungen, ethnische Konflikte und Diskriminierungen eine Hauptrolle. „Es ist eine Welt des Fantastischen, wir es nehmen aber zugleich als historische Wirklichkeit an“, erklärt Stefan Rabitsch, Kulturwissenschafter am Institut für Amerikanistik der Universität Graz. Und er begründet den Erfolg: „Vieles aus unserem realen Alltag wird in einen fiktiven Kosmos hineinprojiziert – von Kriegen über Gender- und Ethik-Fragen bis hin zum Umgang mit Technologie.“
Die Gattung Science Fiction beruht auf einem zentrifugalen, nach auswärts gerichteten Weltbild und dessen zugrunde liegender wissenschaftlicher Erkenntnisse, schildert Rabitsch. „Die Menschen suchen in fantastischen Welten, zum Beispiel fern von der Erde, Erklärungsmodelle, um ihre Probleme zu verstehen.“ Gleichzeitig regt das Genre an, „outside the box“ zu denken, ähnlich einem wissenschaftsnahen Diskurs. Es erlaube den Menschen Gedanken-Experimente zu wälzen – frei nach dem Motto „Was wäre wenn…“
Der Bezug zur Realität muss, so Rabitsch, allerdings gegeben sein, er sichert die Beteiligung der RezipientInnen.
Science Fiction erlebe, stellt der Wissenschafter fest, derzeit ein Comeback: „Die zentrifugale Orientierung wirkt gleichsam als eine Art Gegenbewegung zum populistisch-wiederkehrendem nationalen Bild sowie dem alternative Facts-, Post Truth-Paradigma.”
Weitere Erklärungsmodelle zum Erfolg der Gattung stellen mehr als 100 TeilnehmerInnen aus 25 Ländern vom 6. bis 8. Dezember 2018 bei einer wissenschaftlichen Tagung an der Universität Graz vor: „Worlding SF: Building, Inhabiting, and Understanding Science Fiction Universes”, mehr unter unter www.worlding-sf.com
Die Vorträge namhafter ReferentInnen werden von einem thematisch passenden Rahmenprogramm ergänzt. Unter anderem wird auf der Murinsel der österreichische Filmklassiker „1. April 2000“ aus dem Jahr 1952 gezeigt, und in der Aula wird einen interdisziplinäre Präsentation des Österreichischen Weltraumforums geben. Im Vorfeld, am 4. Dezember 2018, findet im UniGraz@Museum im Hauptgebäude eine Lesung des Science-Fiction-, Fantasy- und Krimi-Autors Andreas Gruber statt.