Bist du, was du isst? Wie du dich fortbewegst? Oder was du am Leibe trägst? Lange hat nachhaltige Mode ein Schattendasein gefristet: vegane Ernährung, Plastik-Verzicht oder umweltfreundliche Mobilität machten die Schlagzeilen. Studierende der Universität Graz wollen das ändern – mit einem Blog und einer aktuellen Kleidertausch-Aktion über Instagram zeigen sie, wie Mode fair und fesch zugleich sein kann. Jan Stalzer studiert Umweltsystemwissenschaften und ist einer der Teilnehmenden des Interdisziplinären Praktikums (IP) „Mode auf der Spur“.
Jan, warum habt ihr diesen Titel für euer IP gewählt?
Wir wollen uns anschauen, welche Wege unser Gewand nimmt, wenn man es selbst nicht mehr nutzt. Was passiert mit aussortierten Shirts, Pullis oder Hosen, die im Altkleidercontainer gelandet sind? Wir möchten auch zeigen, welchen Wert diese Stücke auch dann noch besitzen, wenn wir sie aus unserem Leben verbannt haben.
Wenn man Nachhaltigkeit am eigenen Leib erfahren möchte, sollte man die gesamte Wertschöpfungskette eines Kleidungsstücks im Auge behalten. Warum?
Viele glauben, wenn man die einstigen Lieblingsstücke im Altkleidercontainer entsorgt, ist das ausschließlich positiv. Man fühlt sich gut, weil man Personen, die sich weniger leisten können, noch gut Erhaltenes spendet. Die Kleidung landet nicht im Müll und losgeworden ist man sie doch. Dass das so nicht ganz stimmt und man mit „alter“ Mode noch einiges machen kann, wollen wir in unserem IP aufzeigen und auch beleuchten, was genau mit der Kleidung geschieht. Unsere Ergebnisse und Beobachtungen veröffentlichen wir auf unserem Blog: https://globalestshirt.wordpress.com/category/tipps-tricks/.
Wie schaut denn die ökologische Bilanz der Textilindustrie aus? Und wie weit „reist“ ein T-Shirt im Durchschnitt?
Die Modeindustrie ist laut der Vereinten Nationen für acht Prozent der weltweiten jährlichen CO2-Emissionen verantwortlich. Acht Prozent klingen nicht viel, es sind aber doch 2,9 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr, die wir reduzieren könnten, wenn wir auf nachhaltige Mode zurückgreifen. Außerdem werden laut Forbes-Magazin fast 70 Millionen Barrel Öl weltweit jedes Jahr für die Herstellung der Polyesterfaser verwendet, die heutzutage gängigste Faser in unserer Kleidung. Es dauert mehr als 200 Jahre, bis sie sich zersetzt. In Österreich landen laut einer Studie der Initiative Südwind 13,5 Kilogramm Kleidung pro Person pro Jahr im Altkleidercontainer. Das sind mehr als 40.000 Tonnen Sammelaufkommen pro Jahr. Auch hier könnten wir also noch ordentlich runterregeln.
Wie wird mein Gewand hier in Graz fair und nachhaltig?
Auch, wenn man es schon oft gehört hat: „Buy less, choose well“ ist sicherlich das ressourcenschonendste Kaufverhalten. Mittlerweile gibt es allerdings auch zahlreiche Alternativen zu Fast Fashion, etwa Second-Hand-Kleidung oder fair und nachhaltig produzierte Mode. Anlaufstellen in Graz sind etwa Nachhaltig in Graz, Dogdays of Summer, Apflbutzn oder Zerum.
Aktuell veranstaltet ihr über Instagram eine online Kleidertauschbörse: wie läuft‘s? Und bis wann?
Sehr gut - mittlerweile haben wir über 130 Kleidungsstücke online. Also einfach vorbeischauen, vielleicht ist etwas für Sie oder dich dabei. Die Aktion läuft noch bis 31. Jänner 2021, bis dahin kann nicht nur Kleidung getauscht, sondern auch gekauft und gespendet werden. Unsere Kleidertauschbörse läuft über Instagram (@dasglobaletshirtgraz). Die Erlöse und übriggebliebene Kleidung spenden wir an Nachhaltig in Graz.