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Grenzerfahrung

Friday, 05 April 2019, Forschen

Universität Graz blickt auf Leben mit und an der Grenze von der Antike bis heute

Sie schienen in Europa beinahe überwunden und verschwunden. Seit 2015 werden sie wieder hochgezogen: Grenzen. Leben mit und an der Grenze machten WissenschafterInnen an der Universität Graz am 4. und 5. April 2019 zum Thema – quer durch die Jahrtausende: vom römischen Imperium über Grenzsicherung im Mittelalter bis hin zur Berliner Mauer und zum Adria-Konflikt zwischen Kroatien und Slowenien. 

Grenze ist mehr als nur hier und drüben. Das unterstreicht auch Historiker Harald Heppner: „Zum einen geht es um Unterscheidung, eben um Abgrenzung. Zum anderen aber wird auch der Bau von Brücken befördert. Denn Menschen wollen Grenzen überwinden.“ Grenzen seien daher auch eine Stimulanz gewesen, Alternativen zu suchen. „Eine Quelle der Inspiration“, so Heppner, die er speziell in ländlichen Regionen verortet. Am Beispiel des ehemaligen Jugoslawien und der Steiermark lasse sich das gut belegen. „Hier haben die Menschen immer versucht, zueinander zu finden.“ Davon wurden sie durch Grenzen aber auch vehement abgehalten. Der Eiserne Vorhang, an dem Menschen starben, prägte den Kontinent fast ein halbes Jahrhundert lang. 
Grenzen, so der Wissenschafter, sind dann ein Fehlgriff, „wenn sie ausschließlich aus Ratlosigkeit oder aus Schwäche hochgezogen wurden“. 
Heute ist das Thema aktueller denn je. Lässt sich die Vision eines grenzenlosen Europa überhaupt noch realisieren? Laut Heppner setzt das voraus, „dass alle guten Willens und bereit sind, damit verbundene Sachzwänge gemeinsam zu tragen“. Einzelne Staaten seien dazu weder ökonomisch noch mental in der Lage. 

Dass sich Grenzerfahrungen als roter Faden durch die Menschheitsgeschichte ziehen, veranschaulichten WissenschafterInnen im Rahmen der oben genannten Tagung an der Universität Graz – organisiert von Wolfgang Spickermann, Professor für alte Geschichte an der Universität Graz sowie Vorsitzender des Center for Military Studies, und Harald Heppner. Unter den Vortragenden war etwa Wolfgang Mueller, Professor für russische Geschichte an der Universität Wien, der über räumliche und mentale Abgrenzung zwischen Europa und Russland spricht. Der deutsche Historiker Winfried Heinemann zeichnete Spuren der Berliner Mauer im Stadtbild nach. Die Uni-Graz-Historikerin Sabine Jesner blickt auf die Habsburgische Militärgrenze. Weitere prominente TeilnehmerInnen waren Generalleutnant Franz Reissner, einer der höchsten Offiziere des Bundesheeres, sowie Manfried Rauchensteiner, der ehemalige Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums und Erfolgsautor der österreichischen Militärgeschichte. 

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