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Stil und Style

Wednesday, 22 December 2021, Universität

Handschriften verbergen oftmals Malereien – so auch über die Geburt Jesu. Ein Lokalaugenschein in den Sondersammlungen der Uni-Bibliothek.

Die Stratter-Bibel ist ein besonderes Stück. Die Handschrift aus dem 15. Jahrhundert war ein Hochzeitsgeschenk des Bischofs von Salzburg, Bernhard von Rohr, an seinen Schwager Andreas Kreig. Geschrieben von Erasmus Stratter in bayrisch-österreichischer Mundart, illustriert vom Salzburger Buchmaler Ulrich Schreier, wurde die spätmittelalterliche Handschrift in einem Ochsenkarren über die Alpen nach Graz gebracht. Die Schenkung an das Jesuitenkollegium erreichte vor der Gründung der Universität Graz im Jahre 1585 deren Bibliothek. Bis heute wird sie mit der Signatur „MS 48“ in der UB verwahrt und für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Buchmalereien aus mittelalterlichen Handschriften sind auch heute noch beliebte und gern gesehene Motive zur Weihnachtszeit.
 

„Die Haut von rund 330 Schafen wurde für die Produktion dieser schmuckvollen Handschrift mit 656 Blättern verwendet. Sehr exquisit und wertvoll auch die Initialen zu den einzelnen Kapiteln“, erzählt Pamela Stückler und blättert langsam durch die Stratter-Bibel. Sie stoppt beim Lukas-Evangelium, das die Geburt von Jesus Christus beschreibt. Die Leiterin der Universitätsbibliothek Graz ergänzt: „Wir wissen, dass die Handschrift von einem frühen Druckwerk, einer Inkunabel, abgeschrieben worden ist und in erster Linie als Ausstellungsstück und nicht als Gebrauchsliteratur für die Liturgie verwendet wurde. Deshalb vielleicht auch die primäre Verwendung von Initialen und keiner bildlichen Miniaturen.“
 

Weitaus detailreicher ausgeschmückt ist die Geburt Jesu in der Handschrift MS 444: Maria mit dem Kind in der Krippe, Tiere und die Engel in gut erkennbarer Form. Dieses „Missale“, ein Messbuch, aus dem frühen 12. Jahrhundert ist in lateinischer Sprache und stammt aus dem Augustiner Chorherrenstift-Seckau. Es wird aber vermutet, dass das Werk in einem Skriptorium des Salzburger Domstifts entstanden ist. Üblich für den Entstehungsort Salzburg ist dabei die Kolorierung der Initialen mit grüner und blauer Farbe. Darüber hinaus wurde auch Gold- und Silbertinte als Gestaltungsmittel eingesetzt. Eine Besonderheit stellt ein sehr sorgfältig an das Pergamentblatt genähtes, violettes Stück Seidentuch dar, das die Abbildung eines heiligen Priesters schützen sollte.

Das Leben Jesu als Bildgeschichte
Anders aufbereitet ist das Weihnachtsevangelium in der MS 764 aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Handschrift war wahrscheinlich für das Nonnenstift Seckau gedacht und ist in vulgata, in lateinischer Gebrauchssprache und mit deutschen Textpassagen verfasst. Vordergründig sind aber die großzügig angelegten Malereien, die das Leben von Jesus detailreich beschreiben.
 

Die Bibliothek der Universität Graz verfügt über einen reichen Schatz an historischen und einzigartigen Schriften. In einem aufwendigen Prozess wurden nun 500 Handschriften neu digital erfasst, hochauflösend eingescannt und in einer Datenbank registriert. Der Bestand ist öffentlich zugänglich und weltweit erreichbar – so auch die Miniaturen, die die Weihnachtsgeschichte detailreich erzählen.


Diese Handschriften und mehr online unter https://unipub.uni-graz.at/obvugrscript

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