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Von Bischkek nach Graz

Friday, 20 November 2015, Forschen, Universität

Gulmiza Seitalieva erforscht die Rolle der Frauenrechte im Islam

"Der Islam ist ein sehr wichtiger Bestandteil der nationalen Identität in Kirgistan, da er in der Geschichte des Landes tief verwurzelt ist. Heute ist er aber auch ein Grund, weshalb Frauenrechte dort verletzt werden. Hier in Graz möchte ich die Antworten auf folgende Fragen finden: Wie beeinflusst Religion Frauenrechte im Allgemeinen? Und wie können Frauenrechte in islamischen Gesellschaften gesichert werden?", erklärt Gulmiza Seitalieva, PhD. Die kirgisische Forscherin und Absolventin der Philosophie an der Moscow State University wird insgesamt sechs Monate lang, bis März 2016, an der Karl-Franzens-Universität am Institut der Sprecherin des Clusters Gender des Forschungsschwerpunkts „Heterogenität und Kohäsion“ tätig sein. Ihr Aufenthalt findet im Rahmen des Erasmus Mundus SILKROUTE-Programms, das die Mobilität zwischen Zentralasien und Europa fördert, statt.


Seitalieva wuchs in einer kleinen Gemeinde in Kirgistan auf. Da sie unbedingt eine Hochschul-Ausbildung absolvieren wollte, ging sie nach Moskau und studierte dort Philosophie. Ihre Masterarbeit schrieb sie 1987 über den kritischen Rationalismus von Sir Karl Popper. Ihre Doktorarbeit verfasste  Seitalieva, deren Schwerpunkt auf Europäischer Philosophie liegt, zur Strukturanalyse von Texten des deutschen Literaturwissenschafters Erich Auerbach. Mitte der 1990er Jahre kehrte sie nach Kirgistan zurück, und zwar an die Universität der Hauptstadt Bischkek, wo sie seitdem – alternierende mit zahlreichen Auslandsaufenthalten an renommierten Universitäten, wie zum Beispiel der Universität Aarhus in Dänemark oder der Emory University in Georgia/USA, – lehrt und forscht.


Feminismus und kritisches Denken sind zwei Schwerpunkte der Wissenschafterin, die beides in ihrer Heimat vermisst: „In der Sowjetunion war man gezwungen, so zu leben wie es die Kommunistische Partei vorgab. An Schulen und Universitäten existiert daher bis heute keine Lehrpraxis für die Entwicklung und Förderung von kritischem Denken“, weiß Seitalieva, die sich besonders für das Recht von Frauen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, einsetzt: „Mädchen werden in vom Islam geprägten Bildungseinrichtungen hauptsächlich auf ihre Rolle im Familienleben vorbereitet. Nur eine geringe Anzahl von Studentinnen schließt das Studium ab, die meisten heiraten und verlassen die Universität.“ In den vergangenen Jahren sammelte Seitalieva Input für ihre Forschungen an 15 islamischen Bildungseinrichtungen sowie an drei Theologischen Fakultäten.


In Graz ist die Wissenschafterin vor allem von den freundlichen und hilfsbereiten MitarbeiterInnen der Katholisch-Theologischen Fakultät sowie von der umfangreichen Bibliothek begeistert. „In kirgisischen Universitäten gibt es so viel geballtes Wissen leider nicht“, bedauert Seitalieva, die mit einem in Kirgisien bekannten Bildhauer verheiratet ist und zwei Kinder hat. Zudem ist sie Präsidentin der Aikido Gesellschaft ihres Landes und in diesem Kampfsport selbst aktiv: Der 5. Dan kommt einem Fortgeschrittenen- beziehungsweise Meistergrad gleich.

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