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Intensive Arbeit

Wednesday, 17 April 2019, Forschen

Bettina Kubicek ist neue Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie

Flexibler, schneller, autonomer: Gesellschaftliche Entwicklungen und der technologische Fortschritt beeinflussen auch unser Berufsleben enorm. KollegInnen sind zu verschiedenen Zeiten am Arbeitsplatz, in Großraumbüros kann es spezielle Zonen für unterschiedliche Tätigkeiten geben, Zeit- und Leistungsdruck nehmen zu. Wie sich das auf unser subjektives Wohlbefinden, unsere Produktivität sowie auf unsere kognitiven Fähigkeiten auswirkt, erforscht Bettina Kubicek, seit September 2018 Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Graz.


Ist Flexibilität immer gut?
„Arbeitsintensivierung ist an sich kein neues Thema: Die Einführung der Fließbandarbeit war zum Beispiel mit einer Verdichtung der Arbeit und der Reduktion von Leerzeiten verbunden. Seit den 1980er-Jahren erleben wir eine neue Welle der Intensivierung. Sie zeichnet sich besonders dadurch aus, dass der Zeit- und Leistungsdruck steigt und Selbstverantwortlichkeit, Flexibilität sowie autonomes Weiterbilden verstärkt eingefordert werden“, weiß die Forscherin. Sie beschäftigt sich mit der Zweischneidigkeit dieses Schwertes: Einerseits bedeutet flexibles Arbeiten einen vermehrten Koordinationsaufwand und kann zu einer mitunter schwierigen Abgrenzung vom Privatleben führen. Andererseits erleichtert Telearbeit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, steigert die effektiv genutzte Zeit und erlaubt mehr persönlichen Gestaltungsspielraum.
„Wir beschäftigen uns unter anderem mit der Frage, welche organisatorischen und personellen Ressourcen helfen, damit Arbeiten gut für alle Beteiligten funktioniert“, erklärt Kubicek, und nennt zwei Beispiele. Aufgaben im Team sollten so verteilt werden, dass sie den jeweiligen MitarbeiterInnen in ihrer bevorzugten Arbeitsweise entgegenkommen. „Außerdem kann der Arbeitgeber für klare Rahmenbedingungen sorgen, etwa was die Work-Life-Balance angeht. Zum Beispiel kann man festlegen, dass nach einer gewissen Uhrzeit niemand mehr erreichbar sein muss“, präzisiert die Wissenschafterin. Ohne Absprachen und eine klare Unternehmenskultur droht flexibles Arbeiten aber kontraproduktiv zu wirken, gibt sie zu bedenken: „Überforderung kann zu einer Zunahme von Fehlern führen. Und wenn unrealistische Zielvorgaben nicht erreicht werden, ist der Druck groß, Aufgaben mit nach Hause zu nehmen und die Freizeit nicht für die notwendige Erholung zu nutzen.“
Damit man mit den Anforderungen der heutigen und zukünftigen Arbeitswelt gut zurechtkommt, braucht es ein gutes Maß an Selbstregulationsfähigkeit, erklärt Kubicek: „Das ist kein Persönlichkeitsmerkmal, sondern die erlernbare Fähigkeit, mit Schwierigkeit umzugehen, Hindernisse zu überwinden und Aufgaben zeitgerecht und korrekt zu erledigen.“ In einer aktuellen Interventionsstudie geht die Psychologin gemeinsam mit PsychologInnen der Universität Wien der Frage nach, wie man diese Fähigkeit trainieren kann und wie das die eigene Zufriedenheit im Job beeinflusst.

Mehr Infos zu Studie und zur Teilnahme finden Sie >> hier.


Mein Kollege, der Roboter
Ein Forschungsfeld, das die gebürtige Wienerin an der Universität Graz etablieren möchte, ist die Mensch-Roboter-Kollaboration. Denn in Zukunft werden soziale Roboter immer stärker zum Einsatz kommen, zum Beispiel im Pflegebereich. „Wie für jede Zusammenarbeit ist auch hier Vertrauen die Voraussetzung. Mich interessiert, welche Faktoren das Vertrauen zu einem Roboter beeinflussen. Was passiert, wenn die Maschine Fehler macht? Ab wann können wir eine Maschine als Team-Mitglied betrachten?“, führt Kubicek aus. Mit ihren Forschungen ist die Psychologin auch in den Profilbildenden Bereich „Smart Regulation“ eingebunden, in dem sich ForscherInnen zum Beispiel mit rechtlichen Fragen rund um Mensch-Roboter-Kollaborationen auseinandersetzen.

 

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